Generationengespräch an der Gustl-Lang-Wirtschaftsschule Weiden

Ingrid Portenschlager, die Tochter des ehemaligen KZ-Häftlings Ernst Reiter, sprach mit Schülerinnen und Schüler über das Leben ihres Vaters, der im KZ Flossenbürg inhaftiert war.

Als Ernst Reiter 1938 zur Wehrmacht eingezogen werden sollte, weigerte er sich das Soldbuch zu unterschreiben. Als Zeuge Jehova lehnte er aus Glaubensgründen ab, als Soldat im Krieg zu kämpfen. Er wurde zuerst in Graz, dann in Grafenwöhr und ab 1940 im Konzentrationslager Flossenbürg inhaftiert.

Nach der Begrüßung durch den stellvertretenden Schulleiters Herr Schmidt, erklärte Frau Esther Dürnberger, die die Zeitzeugengespräche des Vereins „Lila Winkel“ seit über 20 Jahren organisiert, die historischen Eckdaten der NS-Diktatur. Die Zeugen Jehovas, auch damals Bibelforscher genannt, mussten im KZ einen lila Winkel (Dreieck) an der Häftlingskleidung tragen.

Frau Portenschlager berichtet den Jugendlichen, unter welchen schwierigen Bedingungen Ernst Reiter es schaffte, nicht aufzugeben. Immer wieder erzählte er seiner Familie, wie die Zeugen Jehovas sich gegenseitig im Lager Flossenbürg unterstützen und halfen und wie wichtig dieser Zusammenhalt für sein Überleben war.

Nach über vier Jahren wird Ernst Reiter durch die amerikanischen Soldaten befreit. Die lange Leidenszeit im Lager, die Demütigungen, der Hunger, die Bestrafungen und die harte Arbeit prägten Ernst Reiter. Ingrid Portenschlager erzählte, welche Auswirkungen die Traumatisierung ihres Vaters auf die Familie hatte. Sie wurden sehr streng erzogen, mussten gehorchen und durften keinen Krümel Essen verschwenden. Ingrid Portenschlager ist sehr stolz auf ihren Vater und seine Werte, die er ihnen für ihr Leben mitgab.

Frau Portenschlager und Frau Dürnberger ist es sehr wichtig, die Jugendlichen zu sensibilisieren und darüber zu berichten, welche Folgen Diktaturen, gesellschaftliche Ausgrenzung und Diskriminierung von Minderheiten haben können. Große Sorge macht Ihnen die aktuelle politische Strömung. Sie möchten mit den Generationengesprächen ihren Beitrag dazu leisten, dass sich diese Verbrechen nicht wiederholen.

Die Jugendlichen stellten den beiden Frauen viele Fragen und waren von der bewegenden und sehr wertvollen „Geschichtsstunde“ sichtlich beeindruckt.

Ursula Soderer